Das Paar im Kahn: Hunkelers dritter Fall (German Edition) by Schneider Hansjörg

Autor:Schneider, Hansjörg [Schneider, Hansjörg]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kriminalliteratur
ISBN: 9783257602920
Herausgeber: Diogenes Verlag AG
veröffentlicht: 2013-02-25T23:00:00+00:00

Am Abend betrat Hunkeler das Café Flamingo. Er hatte Alice Odermatt angerufen, die in jener Gegend eine Ballettschule hatte. Sie hatte ihn zuerst zu sich heim gebeten und, als er nicht wollte, dieses Lokal vorgeschlagen.

Er setzte sich an ein schmales Tischchen in der Ecke, bestellte Milchkaffee und Würstchen mit Senf und Brot. Der Puls klopfte leise im Hinterkopf.

Jean Charles Gerroni, dachte er, was war das für ein Mensch, wenn es ihn wirklich gab? Wie kam ein Killer dazu, ein Markenzeichen zu hinterlassen? Warum versuchte er nicht, unter allen Umständen unerkannt zu bleiben? War dies ein besonderer Berufsstand, der seinen eigenen Stolz hatte?

Wenn es denn dieser Gerroni aus Marseille gewesen war, der ihm den Schlag verpasst hatte, so war er in der Tat ein Meister seines Fachs. Der Hieb hatte ihn nicht schwer verletzt, er hatte ihn nur kurz aus dem Verkehr gezogen. Eine genau abgemessene Narkose, die dem Killer genug Zeit zum Verschwinden gegeben hatte. Und ein solcher Berufsmann sollte Aische Aydin das Gesicht zerschmettert haben? Nie im Leben.

Hunkeler fröstelte. Die Hirnerschütterung, redete er sich ein, der Beginn eines Schüttelfrostes mit Fieber. Aber er wusste, dass die Kälte in seinem Leibe von etwas anderem kam. Wenn es tatsächlich Gerroni gewesen war, und dies war anzunehmen, die Initialen wiesen darauf hin, so hatte er es mit Berufsgangstern zu tun, die vor nichts zurückschreckten. Zwei Kilo Heroin, das war sehr viel Geld. Wem gehörten sie, wer hatte sie vergraben? Bestimmt nicht Theo Ruf, der hatte sich ja kaum auf den Beinen halten können. Ali Aydin? Der war nichts als ein biederer Handwerker gewesen. Es war zwar möglich, dass er von Landsleuten zu kleinen Diensten gezwungen worden war. Vielleicht hatte er tatsächlich gegen ein bisschen Geld, das für ihn viel gewesen war, das Heroin im Hinterhof vergraben. Aber ein Gangster war er ebenso wenig gewesen wie sein Landsmann Fazil Sengün.

Der schmale Freddy vielleicht? Aber war der nicht zwei Nummern zu klein?

Blieben die beiden Herren von der türkischen Botschaft. Denen war vieles zuzutrauen. Vielleicht hatten sie, als ihnen das Heroin aus irgendwelchen Gründen durch die Lappen gegangen war, die Basler Polizei auf die richtige Fährte gesetzt, indem sie den Namen des Killers preisgegeben hatten. Aus Rache, um die Konkurrenz einzuschüchtern. Wenn das so war, so sah Hunkeler schwarz. Diese Gegner waren viel zu schlau und zu brutal, als dass ihnen ein Polizist wie Madörin hätte gefährlich werden können. Auch Suter vermochte das nicht, der schon gar nicht. Der hatte nichts im Kopf als die eigene Karriere. Die ganze Basler Polizei, und Hunkeler zählte sich auch dazu, war zu schwach, zu brav, um an die internationale Kriminalität heranzukommen.

Das Beste wäre es gewesen, wenn der Tod der Aische Aydin aufgeklärt worden wäre. Das hätte dem Fall die Spitze genommen, die kriminelle Brisanz. Theo Rufs Tod wäre ohne große Diskussion hingenommen worden. Ein verkommener Drögeler, der auf dubiose Art umgekommen war. Immerhin hatte er eine ansehnliche Menge Heroin im Glas aufbewahrt. Das wusste zwar niemand außer Hunkeler und der Dealer, der wahrscheinlich Alfred Woodtli hieß. Vielleicht war der Maler selber ein Dealer gewesen.

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